Pferdezähne
Über Pferdezähne gibt es einiges zu wissen und sie bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit. Auf dieser Seite erfährst Du das notwendige Basiswissen über Pferdezähne und das Pferdegebiss. Außerdem beschreibe ich, was Du vorsorglich für gesunde Pferdezähne tun kannst und wie Du erkennst, falls etwas mit den Zähnen Deines Pferdes nicht stimmt.
Wie „funktionieren“ die Zähne des Pferdes? Was gibt es zu wissen?
Der Pferdezahn hat im Alter von 6-8 Jahren seine volle Länge von bis zu 12 cm erreicht. Er nutzt sich jedoch pro Jahr ca. 2-3 mm ab und jährlich werden die Zähne entsprechend um diese 2-3 mm weiter aus dem Kiefer nachgeshoben. Aus diesem Grund leiden Pferdezähne so gut wie nie unter Karies oder Paradontose. Die Fäulnis beginnt beim Pferd fast immer auf der Kaufläche der Zähne. Sie kann aber nur selten wirklich Schaden anrichten, denn die kleinen Fäulnislöcher werden beim Kauen einfach mit weggerieben.
Das vollständige Pferdegebiss besteht aus 40 bzw. 36 Zähnen, und zwar in Ober- und Unterkiefer
– je 6 Schneidezähne (je 2 Zangen, 2 Mittelzähne, 2 Eckzähne)
– je 2 Hakenzähne (sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal, bei Stuten sehr selten)
– je 6 vordere Backenzähne (Prämolaren)
– je 6 hintere Backenzähne (Molaren)
Das Gebiss eines Pferdes ist von Natur dafür konstruiert, 16-18 h am Tag Steppengras aufzunehmen. Gleichzeitig aufgenommener Sand sowie das Benagen von Ästen führt beim Wildpferd zu einer natürlichen Balance im Pferdemaul. Sowohl die Schneidezähne als auch die Backenzähne unterliegen dem Prinzip von Abrieb und Nachschub. Unser domestiziertes Pferd wird oft nur 2 bis 3 mal am Tag gefüttert und die eingesetzten Futtermittel weisen dabei andere Eigenschaften auf als das ursprüngliche Futterangebot der Steppe. Es handelt sich um viel weichere und energiereichere Nahrung, welche in einer kürzeren Zeit aufgenommen und weniger gründlich zerkaut wird. Heu und Stroh sind bereits geschnitten und unser heutiges, europäisches Gras ist veil weicher als das ursprüngliche Steppengras.
Die Zähne nutzen sich daher weniger und durch den verkürzten Kauschlag auch fehlerhaft ab. Dadurch wird die Bildung von scharfen Kanten begünstigt- im Oberkiefer außen, im Unterkiefer innen- was daran liegt, dass der Oberkiefer breiter als der Unterkiefer ist. Diese scharfen Kanten können die Backenschleimhaut und die Zunge massiv verletzen. Auf der Kaufläche können durch den fehlerhaften Abrieb Unregelmäßigkeiten entstehen, die zum Teil ein extremes Ausmaß annehmen können. Durch den reduzierten Abrieb der Schneidezähne werden diese im Verhältnis zu den Backenzähnen häufig zu lang und bekommen so eine zu große Belastung ab. Der Abstand zwischen den Backenzähnen, bedingt durch die Schneidezahnlänge, vergrößert sich und erst bei sehr weiten Seitwärtsbewegungen können die Backenzähne zum Mahlen überhaupt aufeinander gebracht werden. Gleichzeitig wird der Kaudruck erhöht, um das Futter weiterhin gut zerkleinern zu können. Dabei werden die Kiefergelenke ebenfalls übermäßig belastet.
In der heutigen Pferdehaltung sollte es nicht nur darum gehen, dass die Tiere ihr Futter irgendwie herunterbekommen und damit überleben. Wir möchten sie als Reittier oder zum Fahren nutzen und dabei werden schon weniger dramatische Zahnbefunde relevant. Mit scharfen Kanten kann das Heu meist noch gut zermahlen und abgeschluckt werden, aber reiterlich kann es zu großen Problemen kommen.
Wie sieht die richtige Vorsorge für gesunde Pferdezähne aus?
Einmal jährlich sollten die Pferdezähne vom Tierarzt oder Dentisten kontrolliert und behandelt werden. Bei jungen Pferden im Zahnwechsel (2-5 Jahre) empfiehlt sich eine halbjährliche Kontrolle. So können Schwierigkeiten schon im Entstehen behoben werden. Besonders wichtig ist aber eine gesonderte Kontrolle vor dem Anreiten des Pferdes, denn gerade junge Pferde haben häufig sehr scharfe Zahnkanten. Zudem kann so vor dem Einsatz des ersten Gebisses geprüft werden, ob das Pferd Wolfszähne hat. Sie sind zwar nicht bei allen Pferden angelegt, können aber, selbst dann, wenn sie nicht durch den Kiefer durchbrechen, starke Schmerzen beim Einsatz von Trensen verursachen. Diese kleinen, stiftförmigen Zähne liegen im Ober- und Unterkiefer vor dem ersten Backenzahn und können mit einem kleinen Eingriff meist problemlos entfernt werden.
Regelmäßig kontrollierte Pferdezähne kommen häufig mit einfachen Raspelarbeiten aus. In gewissen Abständen müssen die Schneidezähne gekürzt werden. Hat das Pferd in seinem Leben noch keine intensive Zahnbehandlung erfahren, oder hat es Fehlstellungen, sind meist intensivere Korrekturen nötig. Dies, sowie das Kürzen der Schneidezähne, ist nur mit dem Einsatz von Maschinen und unter Sedation möglich. Zudem wird so die Verletzungsgefahr für das Pferd und den Behandelnden minimiert. Wichtig ist, dass die Sedierung immer durch einen Tierarzt erfolgen muss, der den Zustand des Pferdes dann auch überwacht. Hierin liegt auch der wesentliche Unterschied zur Zahnbehandlung durch Tierärzte. Sie können das Pferd selbst sedieren. Ob der Tierarzt oder der Dentist am Ende die bessere Wahl ist, lässt sich dabei nur im Einzelfall beantworten. Gerade deshalb ist es wichtig, den Behandler kritisch zu beobachten und zu beurteilen – zum Wohle des Pferdes.
In ganz Deutschland gibt es nur ein Qualitätssiegel für den Zahnbehandler. Dieses wird von der Internationalen Gesellschaft zur Funktionsverbesserung der Pferdezähne e.V. (IGFP) ausgestellt und kann ein Anhaltspunkt bei der Suche nach einem Zahnbehandler sein. Sowohl Pferdedentalpraktiker als auch Tierärzte können dieses Siegel erhalten. Pferdebesitzer sollten zudem immer darauf achten, dass der Dentalpraktiker einen ruhigen Umgang mit dem Pferd pflegt, auf eine behandlungsfreudliche Umgebung mit ausreichend Licht und Ruhe zur Behandlung Wert legt und genügend Zeit für eine Behandlung mitbringt. 45 bis 60 Minuten sollten Kontrolle und Behandlung von Zähnen in jedem Fall dauern, die Ausrüstung sollte sauber sein und der Behandler sollte eine Lampe und ein Maulgatter verwenden.
Worn erkennst Du, dass etwas mit den Zähnen Deines Pferdes nicht stimmt?
Ein aufmerksamer Besitzer kann anhand einiger Symptome Hinweise auf mögliche Zahnerkrankungen erhalten.
Allgemeine Symptome / äußerliche Hinweise
- Gewichtsverlust, mangelnde Körpermasse
- Stumpfes Fell
- Schlechte Kondition
- Erhöhte Kolikanfälligkeit
- Vermehrtes Auftreten von Schlundverstopfungen
- Kopfscheue und –berührungsempfindlichkeit
- Einseitiger Nasenausfluß
- Schwellungen im Bereich des Kopfes / des Kieferknochens
- Blutungen aus dem Maul
- Grobe Partikel im Kot
Fressverhalten
- Langsame oder schlechte Futteraufnahme
- Kopfschiefhaltung beim Fressen
- Abnorme und unregelmäßige Kaubewegungen
- Vermehrtes Zungenspiel
- Verlieren von Futter beim Fressen
- Wickelkauen
- Übermäßiges Speicheln
- Sammeln von Futter in der Backentasche
- Verändertes Verhalten bei der Wasseraufnahme
Rittigkeit
- Schwierigkeiten beim Auftrensen
- Kopfschlagen
- Verwerfen im Genick
- Biegungs- und Versammlungsprobleme
- Vermehrtes Zungenspiel
- Mauligkeit
- Festbeißen auf dem Gebiss
- Steigen, Bocken
- Plötzliche Änderung der Rittigkeit
Wenn Du ein Zahnproblem bei Deinem Pferd vermutest, kannst Du durch Abtasten außen am Pferdekopf – rechts und links entlang der Zahnleiste – erkennen, ob das Pferd schmerzempfindlich reagiert. Wichtig ist, das Innere des Pferdemauls nicht auf eigene Faust zu überprüfen. Dies kann zu schweren Verletzungen an den Fingern führen, wenn sich etwa eine scharfe Kante im Maul gebildet hat. Hilfreich ist darüber hinaus eine regelmäßige Geruchsprobe von Nüstern und Maul. Übler Geruch kann hier auf eine Entzündung hindeuten.