
Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden auf dem Vormarsch
Das Gemeine Ferkelkraut kann über einen Angriff auf das Nervensystem nicht nur die Stimme der Pferde angreifen, sondern auch den Bewegungsablauf lahmlegen. Welcher Giftstoff die Nervenschäden verursacht, ist noch nicht endgültig geklärt. Gemeines Ferkelkraut wächst in trockenen, heißen Sommern auf kalkarmen Böden. Somit wäre der diesjährige Sommer 2019 regelrecht eine Einladung für den gefährlichen Korbblütler. Und so liest man wieder vermehrt in entsprechenden Fachzeitschriften oder einschlägigen Foren, dass sich Gemeines Ferkelkrarut auf Pferdeweiden auf dem Vormarsch befindet.

Was genau ist gemeines Ferkelkraut und wie erkenne ich es?
Woher der Name „Ferkelkraut“ kommt? Das ist ganz einfach zu beantworten: Die Pflanze wurde früher gerne zum Füttern der jungen Schweine verwendet. Ferkelkraut ist sehr eng mit dem Löwenzahn verwandt und wird von daher gerne mit ihm verwechselt. Allerdings bleiben die Blütten des Gemeinen Ferkelkrauts – im Gegensatz zu denen des Löwenzahns – bei Regen geschlossen. Vor allem die Blätter der Pflanze ähneln denen des wesentlich bekannteren Löwenzahns. Unterscheiden kann man die Pflanzen sehr gut anhand der Wuchshöhe. Das Gemeine Ferkelkraut kann bis zu 70 cm hoch werden. Es blüht gelb bis orangefarben in den Sommermonaten Juni bis August.


Die Blätter in Bodennähe stehen in einer Rosette. Sie sind ungeteilt und stumpf grob gezähnt. Sie haben eine borstig behaarte Oberfläche, was ein siginifikantes Unterscheidungskriterium zum Löwenzahn darstellt. Die oberen Blätter sind klein und schuppenartig. Der Stängel ist meist wenig verzweigt und enthält Milchsaft. Er ist blaugrün und hat feine Längsrinnen.
Im Gegensatz zum Löwenzahn wächst Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden platt auf dem Boden. Sein deutlich kleinerer Bruder, der Löwenzahn, schießt dagegen trichterförmig, buschig in die Höhe.
Das Ferkelkraut ist auf Heiden und Wiesen sowie an Weg- und Waldrändern zu finden und mag nährstoffreiche Ton- und Lehmböden. Seine Inhaltsstoffe sind leider bislang ungeklärt, so dass auch keine Angaben über die enthaltenen Giftstoffe gemacht werden können.
Welches Risiko birgt Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden?
Nachdem der toxisch bedingte Hahnentritt (Australian Stringhalt) eine sehr lange Zeit nur aus Australien, Neuseeland und Südamerika bekannt war, wurden auch hierzulande immer mehr Fälle bekannt, die allesamt gemein haben, dass Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden nachgewiesen werden konnte. Somit gilt die Pflanze, wenn auch die Inhaltsstoffe und im Speziellen die Giftstoffe unbekannt sind, als gesicherte Ursache für neuronale Auffälligkeiten, ausgelöst durch eine Schädigung des Nervengewebes.
Bei einer durch Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden verursachten Vergiftung treten Symptome wie Hahnentrittigkeit (ruckartiges Aufziehen der Hintergliedmaßen), Koordinationsschwierigkeiten (Ataxien) in unterschiedlichen Ausprägungsgraden (vor allem im Bereich der Hinterhand) und eventuell stark krampfartiges Hochziehen der Hinterbeine unter den Bauch bis hin zum völligen Verlust der Gehfähigkeit auf. Gelegentlich können auch der Kehlkopf- und Stimmnerv des Pferdes betroffen sein, so dass das Wiehern des Pferdes eher wie ein Röhren klingt.
Eine Heilung des Kopfnerves ist selten zu beobachten, die restlichen Symptome, die in erster Linie mit dem Nervensystem des Bewegungsapparates in Verbindung stehen, verschwinden aber häufig wieder, wenn die Tiere von der Weide genommen werden. Typisch ist eine Verschlechterung der Symptome bei feucht-kalter Witterung. Die vollständige Heilung und Regeneration der Nerven kann Wochen und Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern. In manchen Fällen bleiben lebenslang Bewegungstörungen zurück.
Das Risiko, dass Pferde eine gesundheitsgefährdende Menge an Ferkelkraut aufnehmen, ist bei stark abgeweideten Flächen und vor allem bei rangniedrigen Pferden besonders hoch.
Wie kann ich einer Vergiftung durch Gemeines Ferkelkraut auf Pferdeweiden vorbeugen bzw. diese behandeln?
Ist die Weidefläche sehr stark abgegrast, empfiehlt es sich, den Pferden zusätzlich Raufutter anzubieten, so dass jedes Pferd seinem natürlichen Kau- und Fressverhalten nachkommen und somit die Aufnahme von schädlichen Pflanzen, wie z.B. dem Gemeinen Ferkelkraut, vermeiden kann.
Bei der Bekämpfung des Ferkelkrauts hilft das Entfernen der Blüten nicht wirklich, denn innerhalb weniger Tage bildet es neue Blüten, deren Samen durch den Wind verteilt werdem. Um jegliche Gefahr auszuschließen, hilft nur sorgfältige Weidekontrolle. Frische Pflanzen sollten tief ausgestochen und blütentragende Pflanzen sicher entsorgt werden. Auch das Heu muss regelmäßig kontrolliert werden.
Da das Ferkelkraut, wie bereits eingangs erwähnt, kalkarme Böden bevorzugt, kann die Pflanze wirksam mit Kalk-Düngemitteln eingedämmt werden. Für eine Kalkung sind alle Naturkalke, z. B. kohlensaurer Kalk, Kalkmergel, Kreide, Kalksteinmehl und Algenkalk zugelassen.
Eine effiziente Behandlungsform beim toxisch bedingten Hahnentritt gibt es bis heute leider nicht. Wie bereits oben erwähnt, müssen die Nervenfasern sich mit Hilfe von Ruhe und Zeit selbständig regenerieren. In einigen Fällen wird durch die Verabreichung von Sympathikolytikas, die in die Nervenausgänge des Rückenmarkes verabreicht werden, gute Behandlungserfolge erzielt. Als alternative Behandlungsmethoden gelten: Ozontherapie, Akupunktur, Magnetfeldtherapie und Homöopathie. Hier werden sehr gute Behandlungserfolge erzielt.
Außerdem, herzlichen Dank für den ausführlichen, anschaulichen Bericht über das Ferkelkraut! Hier werden keine Ängste geschürt, sondern Fakten benannt, mit denen man endlich mal was anfangen kann!
Gut recherchiert!
Und richtig formuliert: Welche Risiken birgt die Einnahme von Ferkelkraut? D.h. es KANN zu Krankheitserscheinungen kommen, die möglichen Auswirkungen sind differenziert und sachlich dargestellt.
Noch einmal danke für den ausgewogenen und extrem hilfreichen Bericht!
Danke für den Beitrag. Ich muss gestehen wir haben einige Pflanzen auf unserer Weide , nicht viele aber ein paar. Ich bin immer hinterher mit ausstechen. Nun musste ich feststellen dass trotz reichem Futterangebot an guten Pferdegräsern gezielt die Ferkelkraut-Pflanzen gesucht , gefunden und gegessen wurden.
Ich konnte keine Auffälligkeiten an meinen Pferden feststellen .
Auch auf unseren Heu Wiesen haben wir dieses Ferkelkraut. Auf Grund der am Boden liegenden Rosette wird fast nur der Blütenstengel vom Mähwerk erwischt.
Wir füttern das Heu schon über Jahre , hatten da auch noch nie eine Auffälligkeit.
Richtig Mist ist dass sich dieses Kraut wie ein Teppich ausbreiten kann und die guten Gräser irgendwann verdrängt wennan nichts tut. Ich denke auch dass diese toxischen Hahnetritte und Ataxien nicht vom Ferkelkraut kommen sondern dass da andere Faktoren Auslöser sind. Oder solche Mengen auf der Weide stehen und gar nichts anderes mehr dass die Pferde sich vor Hunger den Bauch vollgeschlagen haben . Aber in solchen Dosen ist auch Löwenzahn und Scharfgabe giftig .
Hallo. Was an Homöopathie bitte gibt man denn da?
Mfg
Hi Chrissi,
die Homöopathie ist ein sehr komplexes Themengebiet und ich bin leider nicht wirklich „fit“ auf dem Gebiet. Ich rate Dir, Dich auf jeden Fall an einen erfahrenen Tierhomöopathen /-Heilpraktiker zu wenden.
Im weltweiten Netz bin ich auf folgende, auch für den Laien, sehr schön übersichtliche Seite über Homöopathie für Pferde gestoßen.
Grüße
Alex
Welches homöopathische Medikament man gibt ist relativ egal, da homöopathische Medikamente keine Wirkstoffe in irgendwie relevanten Mengen enthalten. Man kann daher auch sogenannte “unarzneiliche Globuli” oder gewöhnlichen Zucker geben.
Als Regenaration für die Nerven eignet sich Hypericum (Johanniskraut) , z.B. in der D2 – 2 x tlg. 10 Tropfen oder Globuli auf ein Scheibchen Brot, bis die Erscheinungenabgeklungen sind. Auch Vitamin B1, z.B. in Hefe, unterstützt.
Bei den Homöopathika geht es um die Informationen aus den Ursubstanzen, die genau nach Vorschrift aus dem Homöopathischen Arzneibuch in die Lösungsmittel übertragen werden. Die Körperzellen reagieren darauf. Probiert es einfach aus.
Du weißt auch nicht, was in einem Buch steht, wenn Du es chemisch in seine Bestandteile auseiandernimmst, da wäre lesen können schon eher von Vorteil.
Dein Artikel ist leider etwas unsachlich und wenig wissenschaftlich! Erstmal heisst es „gewöhnliches“ und nicht „gemeines“ Ferkelkraut. Das ist wichtig, um tiefer recherchieren zu können! Du berichtest nur von „Fällen“, denen gemein ist, dass Ferkelkraut auf der Weide vorhanden ist. Da wären Quellenangaben sehr angebracht! Zudem gibt es keine weiteren Angaben zu anderem Bewuchs, Bäumen und vor allem auch Rasse und Haltungsform der betroffenen Pferde. Das ist aber elementar, um beurteilen zu können, was der Auslöser sein könnte. Bekannt und wissenschaftlich belegt (!) sind Vergiftungen durch verschiedene Baumsamen, wie z.B. Ahorn und Robinie. Das vermehrte Auftreten dieser Erkrankung bei kalter, nasser Witterung könnte zudem auch auf Pilzbefall der Gräser, oder auch, wenn es zu kalt ist, auf Abbauprozesse der Pilze, bei denen Toxine frei gesetzt werden, sprechen. Ausserdem gibt es Grasmischungen, die bei so einer Witterung nicht mehr gut vertragen werden! Pauschal zu behaupten, es wäre das Ferkelkraut ist hier völlig unangebracht. Eine vertrauenswürdige Aussage wäre: es ist nicht auszuschliessen, dass die Erkrankungen mit dem Kraut in Verbindung stehen, 100%ig nachgewiesen ist es jedoch nicht. Es ist nett gemeint, dass Du Deine Bedenken teilst, aber Behauptungen aufzustellen, die evtl. gar nicht stimmen, schüren einfach nur Angst und Unsicherheit!
Viele Grüsse
Hallo Nina,
Du hast absolut recht. Die offizielle Bezeichnung lautet „Gewöhnliches Ferkelkraut“. Wenn ich von „gemeinem Ferkelkraut“ spreche, ist das eher die umgangssprachliche, aber auch weit verbreitete Variante.
Bereits 2009 hat die Tierklinik Kaufungen in der Fachzeitschrift „Pferdeheilkunde“ auf den toxischen Hahnentritt in Zusammenhang mit Ferkelkraut hingewiesen.
Und auch der VFD warnt zwar vor Panikmache, regt aber zur Vorsicht an.
Ich wollte keinesfalls mit meinem Beitrag Angst und Unsicherheit schüren. Ich wollte lediglich das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen. Falls mein Artikel anders rüber kommt, tut es mir leid.
Grüße
Danke für die Info!